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Heißer Herbst? Warum der Preiskampf in der Kfz-Versicherung auch in diesem Jahr ausbleibt

Heißer Herbst? Warum der Preiskampf in der Kfz-Versicherung auch in diesem Jahr ausbleibt

Fallen draußen die Blätter von den Bäumen, ist dies nicht nur ein untrügliches Zeichen für das endgültige Ende des (Spät-) Sommers. Regelmäßig nimmt ab Mitte Oktober auch die Kfz-Wechselsaison medial Fahrt auf. Bis Ende November kann ein Großteil der Autofahrer seine Policen kündigen und zu einem anderen Anbieter wechseln. In kaum einem anderen Versicherungszweig sind die Kunden so preissensibel wie in der Kfz-Versicherung. So wundert es wenig, dass die am Markt erhältlichen Tarife nahezu ausschließlich über ein ausgereiftes Leistungsbild verfügen. Die Differenzierung findet eben maßgeblich über den Preis (und nachgelagert über den Service) statt.

In der Vergangenheit hatte der Kampf um die Gunst der Kunden die Prämien mitunter deutlich fallen lassen (siehe Grafik Jahre 2005-2010). Als Konsequenz war allerdings die Profitabilität der Branche deutlich in Mitleidenschaft geraten, was in den Jahren danach teilweise starke Prämienanhebungen (siehe Grafik Jahre 2011-2018) nach sich gezogen hatte. Mit verbesserter Profitabilität hat sich der Prämienanstieg seit 2019 wieder deutlich abgeschwächt, bis hin zu dem Umstand, dass 2020 sogar leicht rückläufige Durchschnittsbeiträge in der Kraftfahrthaftpflicht und der Kaskoversicherung zu verzeichnen waren.

In Kombination mit den pandemiebedingten Einsparungen der Kfz-Versicherer nährt diese Entwicklung bei den Kunden die Hoffnung darauf, dass die Unternehmen in naher Zukunft wieder mit stärkeren Prämiennachlässen operieren könnten. Allerdings sprechen einige gute Gründe gegen ein deutliches und langfristiges Absinken des Prämienniveaus.

Rückläufige Kapitalanlageerträge steigern die Bedeutung der Versicherungstechnik

Beispielsweise trifft das derzeit niedrige Zinsumfeld nicht nur die Personenversicherer. Auch die Sachversicherer leiden, mit Ihrem traditionell eher kurzfristigen Anlagehorizont, unter den Folgen der Niedrigzinspolitik. In der Folge hat die Bedeutung des Kapitalanlageergebnisses für die Ertragssituation der Gesellschaften in den vergangenen zehn Jahren marktweit deutlich abgenommen (siehe nachfolgende Grafik). Gemessen an den verdienten Bruttobeiträgen zeigt sich nicht nur eine rückläufige Entwicklung des Kapitalanlageergebnisses, sondern auch eine zunehmende Bedeutung des versicherungstechnischen Ergebnisses. Die vormals dominierende Kapitalanlage und die Versicherungstechnik tragen mittlerweile zu fast gleichen Teilen zur Ergebnissituation bei. 2020 überwog aufgrund des pandemiebedingt hohen versicherungstechnischen Ergebnisses sogar erstmals die Versicherungstechnik. Somit lassen sich Schwankungen in der Versicherungstechnik nicht mehr so einfach mithilfe von Kapitalanlageerträgen ausgleichen. Aufgrund des weiter anhaltenden und sich zum Teil noch verschärfenden Niedrigzinsumfelds sind umfassende Prämiensenkungen zu Lasten der Versicherungstechnik daher nicht zu erwarten.

Geringe Margen trotz niedriger Schadenbelastung

Darüber hinaus sind bereits auf dem aktuellen Prämienniveau die Spielräume für Prämiensenkungen mitunter sehr gering. So zeigt ein Blick auf den Assekurata Ertrags- und Wachstumsindikator (ERWIN), dass selbst im Geschäftsjahr 2020 mit seiner äußerst niedrigen Schadenbelastung ein Großteil der Versicherer eine Combined Ratio von > 90 % aufwies (Marktdurchschnitt laut Assekuranz- Kennzahlen-App: rd. 92 %). Zwar sind auch im Geschäftsjahr 2021 coronabedingt noch positive Effekte auf der Schadenseite zu verzeichnen, diese fallen aber deutlich geringer aus. Zudem ist auch die Kfz-Versicherung von der deutlich erhöhten Elementarschadenbelastung betroffen, sodass auch hier kein Spielraum für breit angelegte Prämiensenkungen besteht.

Vielmehr ist zu erwarten, dass die Versicherer die Bestandsprämien leicht, im unteren einstelligen Prozentbereich anheben werden, um die Profitabilität der Bestände zu erhalten. Im Neugeschäft kann es zwar wettbewerbsbedingt zu einer günstigeren Preisgestaltung kommen, starke Preisausschläge nach unten dürften aber auch hier die Ausnahme bleiben.

Autor: Dennis Wittkamp (Senior-Analyst Assekurata Rating-Agentur GmbH)

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